Wann gilt ein Mensch in der TCM als gesund?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gilt ein Organismus als gesund, wenn Yin und Yang im Gleichgewicht sind und ein reibungsloser, ungehinderter Qi-Fluss gewährleistet ist.
Qi entsteht aus Yin und Yang und ist gleichzeitig der Mittler zwischen Materie und Energie.
Es versorgt alle Organe Strukturen und Stoffwechselsysteme mit Nährstoffen und schützt vor pathogenen Einflüssen.
Ist genügend Qi vorhanden, und kann es frei fließen, funktioniert unsere Krankheitsabwehr gut, und wir fühlen uns gelassen und gesund.
Das Qi fließt frei, wenn es keine Blockaden gibt.
Solche Blockaden können ausgelöst werden durch:
Denaturierte Nahrungsmittel, konstitutionell ungeeignetes Essen (wenn z.B. jemand, dem ohnehin die ganze Zeit kalt ist, nur Rohkost und Salat isst, oder jemand, der viel Power hat und zu Bluthochdruck neigt, viel Fleisch und Scharfes isst), weiters durch zu viele Milchprodukte, zu viel Zucker, zu viel Brot und zu viel Fleisch.
All dies an „Zuviel“ kann nicht verarbeitet werden und wird im besten Fall ausgeschieden. Im schlechteren Fall bleiben diese Abfallprodukte im Körper und zirkulieren in den Gefäßen und Leitbahnen, lagern sich an Gefäßwänden und im Gewebe an und führen zu Problemen wie erhöhtem Cholesterin, erhöhten Blutfetten, Arteriosklerose, Diabetes, Übergewicht & Bluthochdruck.
Auch Stress und Emotionen führen zu einer Blockade des Qi sowie auch auf lange Sicht gesehen zu einem Mangel an Qi.
Was bedeuten Lunge, Niere und Verdauungstrakt
in der TCM?
Drei Organebenen sind für die Entwicklung und Funktion unserer Krankheitsabwehr ausschlaggebend:
- Die erste Ebene stellt die Niere dar, die Wurzel von Yin und Yang.
- Die zweite Ebene ist der Verdauungstrakt, bestehend aus Magen, Milz (diese hat auch ähnliche Funktionen wie die Bauchspeicheldrüse im westlichen Sinn), Zwölffinger-, Dünn- und Dickdarm.
- Die dritte Ebene ist die Lunge.
1) Die Niere als Basis für die Ausbildung des Immunsystems
Die NIERE, die erste Ebene, ist quasi vergleichbar mit unserer ererbten Konstitution. Sie wird hauptsächlich bestimmt durch die Konstitution der Eltern, die Lebens- und Essgewohnheiten der Mutter während der Schwangerschaft sowie die Pflege und Fürsorge für das Neugeborene bis zum dritten Lebensjahr. Hier spielt die Nahrungszufuhr eine besondere Rolle für die Ausbildung des Verdauungstraktes – der zweiten für das Immunsystem zuständigen Organebene.
Für die Vorbereitung einer Schwangerschaft, um ein gesundes Kind zu gebären, gelten in der TCM ähnliche Regeln wie in der modernen westlichen Medizin. Die zukünftigen Eltern sollten ausgewogen essen, genügend schlafen und Genussmittel wie Alkohol und Tabak meiden. Während der Schwangerschaft sollte die Mutter auf zu viel Rohkost und kalte oder denaturierte Nahrungsmittel verzichten, da dadurch die Niere des Fötus bereits im Mutterleib abgekühlt wird und als Folge nach der Geburt nicht genügend Qi produziert werden kann.
Auch sollten werdende Mütter scharf gewürzte Speisen meiden, da dadurch Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Ekzeme beim Baby ausgelöst werden können.
Idealerweise besteht die Ernährung bis zum dritten Lebensjahr anfänglich aus Muttermilch, dann aus Kartoffeln und Wurzelgemüse, besonders Karotten, Äpfel und Birnen, und später zusätzlich aus Haferporridge.
Alle Nahrungsmittel sollten gekocht werden, da Rohkost den Verdauungstrakt des Babies/Kleinkindes auskühlt und das Verdauungsfeuer schwächt, sodass die Resorption wichtiger Nährstoffe verhindert wird. Bananen, Zitrusfrüchte und Südfruchtsäfte sollen wegen ihres auskühlenden und verschleimenden Effekts gänzlich gemieden werden.
Zur Stärkung des Verdauungstraktes bei Kleinkindern mit schwacher Verdauung, blassen Lippen und blasser Zunge ist Fencheltee geeignet.
Bei Kindern mit auffallend roten Lippen, roter Zunge und Hitze- bzw. Unruhezeichen ist Melisse oder Kamille besser geeignet, eventuell gemischt mit etwas Fenchel.
Strikt gemieden werden sollen im Baby- und Kleinkindalter denaturierte Nahrungsmittel (Fertiggerichte, industriell verarbeitete Nahrungsmittel), da sie dem Körper mehr Nährstoffe entziehen als sie zu liefern vermögen und auf diese Weise das Nieren-Qi entleert wird.
Auch ist es besser, Tiefkühlkost, Eiscreme und Sojamilchprodukte in dieser Zeit zu vermeiden, weil sie zu sehr auskühlen und das Verdauungsfeuer schwächen.
Süßigkeiten sollten nur in Form von getrockneten Früchten, Kompotten, Hirse- oder Haferbrei mit gekochtem Obst und Rosinen und dergleichen gegeben werden, nicht aber in Form von Schokolade, Zuckerln, Fruchtzwergen oder Fruchtjoghurts.
2) Die zweite Organebene, die zu einem guten Immunsystem beiträgt, ist unser VERDAUUNGSTRAKT.
Dieser muss imstande sein, aus dem zugeführten Essen genügend Qi zu extrahieren, um alle Lebensfunktionen aufrecht zu erhalten. Hierfür eignen sich besonders gut alle Wurzel- und Knollengemüse wie Kartoffeln, Karotten, Petersilwurzeln, Sellerie, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Lauch, alle Kürbisarten, Rindfleisch, Karpfen, Hirse und Hafer.
Getrocknete Kräuter wie Bohnenkraut, Liebstöckl, Oregano, Majoran, Lorbeerblatt, Kümmel, Fenchel, Anis und auch frischer Ingwer fördern die Verdauung, indem sie das Liegenbleiben der aufgenommenen Nahrung in Magen und Darm verhindern und somit einer Bildung von Stoffwechsel-Abfallprodukten entgegen wirken (in der TCM als „Feuchtigkeit“ und „Schleim“ bezeichnet).
Weiters wird der Verdauungstrakt gestärkt – und somit die Qi-Produktion angeregt und gefördert – durch Bewegung, regelmäßiges und warmes Essen sowie durch ein nahrhaftes Frühstück zwischen sieben und elf Uhr vormittags (= Organuhrzeit von Magen und Milz).
Als generell Qi schwächend gelten in der TCM folgende Nahrungsmittel und Essgewohnheiten:
Tiefkühlkost: Enthält weit weniger Qi als frische Nahrungsmittel und Kleinkinder, ältere oder kranke Menschen können nicht mehr genügend Qi daraus beziehen.
Raffiniertes Essen: Weißes Mehl, „Fast food“, Zucker. Süßungsmittel wie Aspartam und Zuckeralkohole wie Sorbit, Mannit und Xylit*. Diese greifen die Darmschleimhaut an, sodass es zu einem „leaky gut syndrome“ kommen kann. Diese durchlässige Darmschleimhaut kann nicht mehr verhindern, dass Toxine in das Blut gelangen und somit unsere Abwehr schwächen.
* Achtung: Xylit (Birkenzucker) ist für Hunde und Katzen schon in kleinen Dosen tödlich.
Überessen: Führt zu Nahrungsstagnation und Fäulnisprozessen, wodurch die Resorption behindert und die Entstehung von Pilzen gefördert wird.
Rohkost kurz vor dem Essen: Kühlt das Magen-Qi bzw. das Verdauungsfeuer ab, sodass die Nahrung länger liegen bleibt und Völlegefühl und Blähungen auslöst, oder zu breiigen Stühlen und Durchfällen führen kann.
Essen spätabends: Blockiert die Funktion von Leber und Gallenblase, bringt die Verdauung zum Stillstand, verursacht Fäulnisprozesse, Stagnation von Blut und Qi und die Entstehung von Abfallprodukten („Schleim“) sind die Folge.
Rohkost und Milchprodukte abends: Kühlen den Verdauungstrakt ab und können um diese Zeit nicht mehr verdaut werden.
Tierisches Protein im Übermaß: Erhöht diverse Krankheitsrisiken wie Arteriosklerose, Bluthochdruck und Krebs.
Minderwertige Öle, Margarine: Werden als unverdauliche Abfallprodukte abgelagert (Zellulitis, Arteriosklerose, etc.)
Bestrahlte und geschwefelte Nahrungsmittel
3) Die LUNGE ist die dritte und sehr wichtige Ebene unseres Immunsystems.
Die Lunge verbindet laut Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) die Essenzen aus der aufgenommen Nahrung mit der Atemluft und bildet daraus das so genannte Nähr-Qi und das Abwehr-Qi. Das Nähr-Qi fließt in den Blutgefäßen und Meridianen und versorgt alle inneren Organe.
Das Abwehr-Qi wird mithilfe des Nieren-Yangs gebildet. Es fließt unter der Haut und zwischen den Muskeln und Faszien und schützt uns vor äußeren pathogenen Einflüssen wie Wind, Kälte und Feuchtigkeit.
Bei einer Schwächung der Lunge kommt es daher einerseits zur Schwächung aller inneren Organe, da sie ihrer Funktion, das Qi im ganzen Körper zu verteilen, nicht nachkommen kann.
Andererseits wird der Organismus erkältungsanfällig, weil die Zirkulation des Abwehr-Qi, das uns vor äußeren pathogenen Einflüssen schützt, nicht mehr gewährleistet ist.
Was die Lunge besonders mag:
- Regelmäßige Bewegung – sowohl geistig und körperlich
- Gute Durchlüftung: frische Luft
- Ausgiebiges Frühstück mit gekochtem Getreide oder Suppen
- Warmes Essen
- Thermisch warme Nahrungsmittel besonders in der kalten Jahreszeit wie Karotten, süße Kürbisse, Kartoffel & Süßkartoffel, Hafer, Fenchelknolle, Rindfleisch
- Befeuchtende, saftige Nahrungsmittel: Zucchini, Melanzani, Pilze, Eier
- Weiße, leicht scharf schmeckende Nahrungsmittel, die gut durchputzen: Rettich, Radieschen, Kohlrabi, Sellerieknolle, Weißkraut, Chinakohl
- Saftig zubereitete Speisen: Eintöpfe, Suppen, Congees
- Gutes Raumklima: Springbrunnen, Holzböden
Eine ausführlichere Beschreibung zur Stärkung der Lunge und Vorbeugung von Infektionen sowie zur Unterstützung der Lunge bei bereits bestehenden Infektionen finden Sie in Kürze HIER (Link)
Begriffsdefinitionen:
Yin = Substanzen wie Blut, Flüssigkeiten, Knochen, Muskeln, wobei Zähne und Zahnschmelz die dichteste Form von Yin sind.
Yang = Organfunktionen wie Verdauung und Stoffwechsel, jegliche Energie wie Wärme, Emotionen, Handlungsmotivation, Lebenslust, wobei Gedanken die flüchtigste Form von Yang sind
Der Begriff „Qi“ wird häufig mit „Lebensenergie“ übersetzt. Weil Qi sich aber auch in Blut und Substanzen umwandeln kann, wird es in der Fachliteratur üblicherweise nicht ins Deutsche übersetzt. Ist Qi in genügendem Ausmaß vorhanden und im Fluss, ist der Organismus im Gleichgewicht. Gibt es einen Mangel an Qi oder ist der Fluss irgendwo unterbrochen (=Stagnation), dann ist der Organismus im Ungleichgewicht, d.h., der Mensch leidet körperlich oder emotional.
Die Organpaare Lungen und Nieren werden in der TCM in der Einzahl genannt, da die Organe nicht 1:1 im modernen westlichen Sinn übersetzt werden können, sondern immer ein ganzer Funktionskreis mit den zugehörigen Qi-Leitbahnen gemeint ist.