Einführung in die Chinesische Diätetik

Artikel aktualisiert am 25.11.2019

Die pharmakologischen Wirkungen von Nahrungsmitteln

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) umfasst mehrere Anwendungen, und die wichtigsten sind:

Arzneimittelkunde (Kräuterheilkunde), Akupunktur und Moxibustion (Moxibustion ist die Stimulation von Akupunkturpunkten mittels Moxa, einer getrockneten Beifußart, mit oder ohne Nadeln), Tuina- Massage, Chinesische Diätetik und Qi Gong.

Nahrungsmittel als Arzneimittel

In der TCM wird keine regelrechte Unterscheidung zwischen Nahrungsmitteln und Arzneien getroffen. Die Grenzen hierfür sind fließend.

Jedes Nahrungsmittel kann medizinisch eingesetzt werden, denn jedes Nahrungsmittel verfügt über eine bestimmte pharmakologische Wirkung. Ausnahmen sind denaturierte Nahrungsmittel, die auch keine Lebensmittel mehr sind, da sie über keinerlei Lebensenergie (Qi) mehr verfügen, und der Körper mehr Energie dafür benötigt sie zu verdauen, als er davon an Energie gewinnt.

Qi wird meist als Lebensenergie oder Lebenskraft übersetzt. Ist das Qi in Fluss und genügend davon vorhanden, spricht man von Harmonie und Gesundheit. Stagniert es oder liegt ein Mangel vor, treten Beschwerden und Krankheitsbilder auf.

Die medizinale Wirkung von Nahrungsmitteln wird durch ihren Geschmack (süßlich, scharf, sauer, bitter, salzig) und durch ihre thermische Wirkung bestimmt. Die thermische Einteilung erfolgt in kalte, kühle, neutrale, warme und heiße Nahrungsmittel.

Kaltes und Kühles

Eine kalte thermische Wirkung üben die meisten bitteren Nahrungsmittel auf den Organismus aus, aber auch Zitrus- und Südfrüchte, die in klimatisch heißen Regionen gedeihen, um die dort lebende Bevölkerung abzukühlen. Weiters gehören rohe Tomaten und Gurken, sowie Yoghurt, grüner Tee und Kräuter wie Kresse und Minze in diese Kategorie.

Kalte Nahrungsmittel sollten nur im Sommer und bei schwacher Verdauung oder anderen Beschwerden nur in gekochter Form zu sich genommen werden.

Zu den kühlenden oder erfrischenden Nahrungsmitteln zählen rohes Obst (Äpfel, Birnen, Weintrauben, Beeren) und Salate, die meisten rohen Gemüsesorten (außer Karotten und Fenchel), viele Milchprodukte, sowie Pfefferminztee. Kühlende Nahrungsmittel erfrischen den Körper und sollten hauptsächlich in der warmen Jahreszeit genossen werden.

Mit Rohkost kann – besonders von Qi-schwachen Menschen –  kein oder nur wenig Blut und Qi (Lebensenergie) aufgebaut werden. Rohkost, wie beispielsweise Karotten, reinigt und unterstützt die Leber, ist aber nicht besonders nährend. Im Gegensatz dazu sind Karottensuppe oder Karottenauflauf sehr wohl nährend und blutaufbauend.

Folgen von zu viel Kühlem

Der übermäßige Genuss von thermisch kühlen oder kalten Nahrungsmitteln schwächt den Verdauungstrakt und führt zu Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall, sowie in weiterer Folge zu Erschöpfungszuständen, Müdigkeit und Eisenmangel.

Wichtig:

Alle kühlenden und kalten Nahrungsmittel können durch Kochverfahren (dünsten, braten, kochen, schmoren, im Backofen backen) und durch wärmende Gewürze in den neutralen oder sogar in den warmen Bereich verschoben werden.

Zum Beispiel kühlen rohe Tomaten den Verdauungstrakt aus, aber auf einem Auflauf im Backofen überbacken sind sie neutral und kühlen nicht.

Warmes und Heißes

Zu den warmen Nahrungsmitteln gehören beispielsweise Rindfleisch, Huhn, Karotten, Fenchel, Hafer, Gewürze wie Rosmarin, Majoran, Basilikum und frischer Ingwer. Warme Nahrungsmittel können Qi und Blut aufbauen und sollten vorwiegend im Herbst und Winter genossen werden.

Heiße Nahrungsmittel sind vor allem stark wärmende Gewürze wie Zimt, Nelken, Pfeffer, getrockneter Ingwer, Cayenne und Chillischoten, und die so genannten harten Getränke (Schnäpse), aber auch Glühwein durch Zugabe von Zimt und Nelken. Heiße Nahrungsmittel sollten bei Hauterkrankungen und Allergien, sowie bei Migräne vermieden werden, da die Kapillaren erweitert werden.

Heiße Nahrungsmittel sollten vor allem im Winter eingesetzt werden, aber nicht zu viel davon, da sie austrocknen können. Im Sommer können sie als Hilfe zum Schwitzen verwendet werden. Bei zu viel Schwitzen ist Zitronensaft geeigneter, da dieser kühlt und die Säfte im Körper bewahrt.

Aus der thermischen Wirkung der Nahrungsmittel geht bereits hervor, dass nach TCM-Grundsätzen eine für den Menschen geeignete Ernährungsweise an seine individuelle Konstitution, an die gegebene Jahreszeit und die klimatischen Verhältnisse angepasst sein sollte.

Die individuelle Konstitution kann von AllgemeinmedizinerInnen mit TCM-Ausbildung oder hierfür ausgebildeten TCM-ErnährungsberaterInnen durch eine ausführliche Anamnese, sowie mittels einer Zungen- und Pulsdiagnose festgestellt werden.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:

Mag. Maria Michalitsch, +43 6991 9696517

 

 

Posted in Chinesische Diätetik, Energetische Ernährungslehre, Ernährungsberatung, TCM Beratung, TCM Grundwissen, Wirkung von Nahrungsmitteln Tagged with: , , , , ,