Nahrungsmittel und Kräuter bei Hypertonie (Bluthochdruck)
In der chinesischen Medizin wird zwischen Fülle- und Leere-Formen der essentiellen Hypertonie unterschieden. Beiden ist gemeinsam, dass das Qi von Leber und Gallenblase stagniert, was oft die Folge von Stress, Anspannung, Unzufriedenheit, großer Verantwortung und ständiger Entscheidungen in Familie und/oder Beruf ist.
Die Fülle-Form der Hypertonie
Von der Fülle-Form sind oft junge Menschen – hauptsächlich Männer zwischen 30 und 50 Jahren – betroffen, die konstitutionell stark und physisch sehr aktiv sind.
Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Fleisch, fett und scharf zubereitet und häufig zusammen mit Alkohol genossen. Diese Kombination führt zu Leber-Hitze und Schleim-Hitze in der Gallenblase und deren MeridianenDie Hitze steigt zum Kopf auf, was zu seitlichem Kopfschmerz, Rötungen oder Entzündungen im Kopf- und Augenbereich sowie zu Bluthochdruck führen kann. Wenn der Anteil an Schleim zunimmt, kann dies eine Stagnation von Qi und Blut in Kopf und Gehirn auslösen, was sich als Schwindel, Tinnitus äußert und im schlimmsten Fall einen Schlaganfall auslösen kann. Diese Form von Hypertonie spricht sehr gut auf eine westlich medizinische Intervention an, im Gegensatz zu den Leere-Formen, bei welchen Beta-Blocker zu Depression und Impotenz führen kann.
Bittere Kräuter können zum Senken des Blutdrucks bei der Fülle-Form von Hypertonie eingesetzt werden: Löwenzahn, Schafgarbe, Artischocke, Tausendguldenkraut.
Zeichen an der Zunge bei der Fülle-Form:
In westlich medizinisch unbehandelten Fällen ist die Zunge sehr rot und dick und weist oft einen dicken, schleimigen, gelben Belag auf. Durch die Einnahme von Beta-Blockern wird die Zunge blass, was zu einer verfälschten TCM-Diagnose führen könnte.
Fülle-Typen sprechen sehr gut auf eine teilweise Umstellung der Ernährung auf Rohkost an sowie auf eine Behandlung mit Qi-Gong. Für Fleischesser sind Saunabesuche im Winter zu empfehlen sowie Frühjahrskuren mit viel Gemüse, Obst, viel Flüssigkeit oder sogar Fasten, um die Schleim-Hitze (=Eiweisstoxine) auszuleiten. Blutdrucksenkende Wirkung bei Fülle-Typen haben besonders Stangensellerie, Kombu-Algen, Tomaten, Spinat, Blattsalate (vor allem die bitteren wie Endivien, Chikorrè und Radicchio), Kochsalat, Löwenzahn und Chinakohl. Die Kombu-Alge wird auch bei koronaren Herzerkrankungen, Adipositas und Tumoren eingesetzt. Sie kann als Meeresgemüse gekocht in Suppen, als Salat, Pille oder Pulver eingenommen werden.
Nahrungsmittel zur Senkung des Blutdrucks bei Fülletypen:
Gemüse: Stangensellerie, alle Kürbisarten, Kombu-Algen, Spinat, Mangold, Gurken, Tomaten, Blattsalate, Chinakohl, Champignons, Austernpilze
Obst: Äpfel, Birnen, Heidelbeeren, Wassermelonen, Kaki
Getreide: gekeimter Weizen, Vollwertreis, Gerste, Hirse, Mais
Hülsenfrüchte: Mungbohnen, Adzukibohnen, schwarze Sojabohnen als Sprossen, Tofu, Sojamilch, Erbsen
Kräuter: chin. Chrysanthemenblüten als Tee, Grüner Tee, Enzianwurzel, Löwenzahn, Maishaartee, Schafgarbe
Fisch: Tintenfisch
Rezepturen zur Behandlung der Fülle-Formen:
1. Stangenselleriesaft: 250g Stangensellerie in kleine Stücke schneiden, eventuell kurz kochen und dann den Saft auspressen; täglich zweimal jeweils eine Tasse davon einnehmen. Diese Rezeptur wirkt kühlend und ist bei Schwindel, Kopfschmerzen, Unruhe mit gerötetem Gesicht und Hypertonie indiziert.
2. Dekokt aus Sellerie und Jujubenfrüchten: Aus 60g frischer Stangensellerie und 30g Fructus Jujubae mit Wasser ein Dekokt (Abkochung, der Sud wird eingenommen) zubereiten. Die angeführte Menge über einen Monat hinweg täglich auf zwei Portionen verteilt einnehmen. Diese Rezeptur wird bei Hypertonie, koronarsklerotischen Herzerkrankungen sowie bei erhöhten Cholesterinwerten eingesetzt.
3. Teemischung (nur bei rotem Zungenkörper mit gelbem Belag) bei Arteriosklerose, Hypertonie, seitlichem Kopfschmerz, Hypercholesterinämie:
15g Rd. Taraxaci (Löwenzahnwurzel)
8g Hb. Urticae (Brennessel)
8g Hb Equiseti (Ackerschachtelhalm)
5g Fr. c. Sm. Cynosbati (Hagebuttenfrüchte mit Samen)
4. Chinesische Chrysanthemen: hochdosiert (ca. 2-3 El) mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, bei Hypertonie, Augenentzündungen und Kopfschmerzen. Eventuell mit Bocksdornfrüchten (Fr. Lycii) mischen, um das Blut zu nähren.
Die Leere-Form der Hypertonie
Wenn die Fülle-Form von Hypertonie länger besteht, geht sie in die so genannte Leere-Form über: die Zunge wird blasser, der Belag wird dünner und schwindet eventuell ganz.
Weitere Ursachen für die Leere-Form sind die Wechseljahre bei Frauen sowie hohes Alter bei beiden Geschlechtern. Hier wird in der TCM primär von einem Yin (Substanz)-Mangel gesprochen, und es darf nicht nur ausschließlich ausgeleitet und entschleimt werden, sondern das Yin, die Substanz, muss genährt und das Qi, die Energie, muss gestärkt werden. Zu den bereits bestehenden Beschwerden (Schwindel, Kopfschmerz, ev. Tinnitus) kommen bei der Leere-Form Schlafstörungen und eventuell Auflösungsgefühle, Angst- und Panikzustände dazu. In diesem Fall sollte Kaffee und Schwarztee abgesetzt und Rohkost weitestgehend vermieden werden.
Sowohl bei der Fülle- als auch bei der Leere-Form des Bluthochdrucks sollten scharfe Gewürze, fettes Fleisch (besonders Schwein) und scharf angebratenes oder in Fett gebackenes Fleisch gemieden werden sowie denaturierte Nahrungsmittel wie Weißmehl, Zucker und Fast Food.
Mit chinesischer Arzneimitteltherapie und Akupunktur sind beide Formen von Bluthochdruck erfolgreich zu behandeln, insbesondere wenn sie bereits im Anfangsstadium eingesetzt werden.
Blutdrucksenkende Nahrungsmittel bei Leeretypen:
Gemüse (nicht roh!): Karotten, alle Kürbisarten, Spinat, Mangold, Chinakohl (gekocht), Weiß-oder Silbermorchel, Stangensellerie, Kombu-Alge, Süßkartoffel, Champignons, Austernpilze
Obst als Kompott oder getrocknet: Äpfel, Birnen, Bocksdornfrüchte (Gou qi Beeren), Heidelbeeren, Maulbeeren, Rosinen, Sultaninen, Longanfrüchte
Getreide: Weizen (als Dekokt), Dinkel, Gerste, Hirse, Mais, Quinoa
Samen und Nüsse: schwarzer und gelber Sesam, Pinienkerne, Sonnenblumenkerne, Haselnüsse
Hülsenfrüchte: Mungbohnen, Adzukibohnen, schwarze Sojabohnen als Tofu (nicht roh) oder Dekokt, Erbsen
Fisch: Austern, Abalone
Fleisch: Ente
Öle: Sesamöl, Olivenöl, Leinöl, Weizenkeimöl, Borretschkrautöl, Nachtkerzenöl
Rezepturen zur Behandlung der Leere-Formen:
1. Polenta (aus Vollwertmais) mit Frühlingszwiebeln: Polenta in kochendes Wasser einrühren, etwas Sesamöl, Frühlingszwiebeln, ein bis zwei Scheiben Ingwer, eine Prise Salz hinzugeben und einnehmen. Diese Rezeptur ist bei Hyperglykämie, Hypertonie und koronaren Herzerkrankungen indiziert.
2. Polenta (aus Vollwertmais) mit Bocksdornfrüchten und Birnen: Polenta in kochendes Wasser einrühren, geschälte Birne in Scheiben und getrocknete Bocksdornfrüchte (Fr. Lycii) und Rosinen hinzugeben, etwas Butter dazugeben und als Frühstück einnehmen.
3. Pille aus Maulbeerblättern, Sesam und Sonnenblumenkernen:
100g getrocknete Maulbeerblätter zu Pulver zerreiben, und 100g schwarzen Sesam zusammen mit 100g Sonnenblumenkernen ebenfalls zermahlen; dann mit den Maulbeerblättern vermischen und mit Honig zu Pillen formen. Täglich morgens und abends jeweils 10g in heißem Wasser aufgelöst einnehmen.
Diese Rezeptur ist bei Yin-Mangel mit aufschlagendem Yang einhergehend mit Drehschwindel, Schlafstörungen, Tinnitus, verschwommener Sicht, Hypertonie, und Arteriosklerose angezeigt.
4. Dekokt aus Pinienkernen, Sesam, Bocksdornfrüchten und Chrysanthemenblüten: jeweils 9g Pinienkerne, Sesam, Bocksdornfrüchte ((Fr. Lycii) und Chrysanthemenblüten in Wasser abkochen und jeden Tag eine Verordnung davon einnehmen. Zur Behandlung von Hypertonie (Leere-Form), Schwindel, verschwommener Sicht.
5. Mit Kombu-Algen gedünstetes Entenfleisch: Eine Ente auslösen und das Fleisch in Stücke schneiden. 60g Kombu-Algen waschen und weich kochen, dann beides zusammen gar dünsten, mit etwas Salz abschmecken und einnehmen. Die Kombu-Alge senkt Blutdruck und Blutfette. Entenfleisch nährt das Yin und senkt emporschlagendes Yang. Die Rezeptur wird als Vorbeugung und Behandlung von Bluthochdruck und Arteriosklerose verwendet.
Maria Michalitsch
Web: www.tcm-beratung-wien.at
Erklärungen:
Hitze ist in der TCM ein pathogener Einfluss, der in diesem Fall durch die beschriebenen Ernährungsgewohnheiten (scharfes und reichhaltiges Essen, Alkohol) und durch emotionale Faktoren entsteht (z.B. Stress, Zeitdruck, Ungeduld, Zorn). Schleim ist ein Stoffwechselabfallprodukt aus der Verdauung, das sich entweder sichtbar ablagern (z.B. Schleim in den Bronchien oder Nase und Nebenhöhlen) oder von außen nicht sichtbar ablagern kann (z.B. als arteriosklerotische Veränderungen, also Ablagerungen in den Gefäßen, aber auch erhöhte Blutfettwerte und Cholesterinwerte werden in der TCM als Schleim angesehen).
Meridiane sind die Leitbahnen, über die die zugehörigen Organe mit Qi versorgt werden. Auf diesen liegen auch die Akupunkturpunkte, die bei der Akupunktur stimuliert werden.
ACHTUNG: Bei Schilddrüsenerkrankungen sollten Algen wegen ihres hohen Jodgehaltes nur nach Absprache mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin verwendet werden!
[…] Gesicht, extrovertiert, temperamentvoll bis cholerisch (kann hin und wieder „explodieren“), Fülle-Bluthochdruck, laute […]